Bereits seit drei Jahren findet in einem kleinen Dorf in der nähe Sao Paulos ein Projekt zum bedingungslosen Grundeinkommen statt. Die brasilianische Nichtregierungsorganisation ReCivitas zahlt aus eigenen Mitteln und Spenden ein monatliches Einkommen an die Bewohner von Quantiga Velho, Brasilien.
ReCivitas versteht sich als Organisation, die für die Wiederherstellung der Bürgergesellschaft eintritt. Alles begann im Jahre 2006, als die Organisation mit zwei Projekten in Paranapiacba, unweit von Sao Paulo startete. Durch die Öffentlichkeitsarbeit des brasilianischen Senators Eduardo Suplicy zum Grundeinkommen wurde ReCivitas auf die Idee des Grundeinkommens aufmerksam. Bald danach stand fest, dass sie ein Pilotprojekt durchführen möchten. Allerdings verhinderten politische Blockaden und mangelndes Vertrauen von Geldgebern in das Vorhaben in dem 1000 Seelen Dörfchen Paranapiacaba, das Projekt.
Video: Marcus und Bruna erzählen von ihrem Projekt zum Grundeinkommen
Davon liessen sich die drei Mitarbeiter von ReCivitas Marcia, Marcus und Bruna, allerdings nicht beirren. Nun wollten sie erst recht beweisen, dass ein Grundeinkommen funktionieren kann. Und so suchten sie sich einfach einen kleineren Ort, wo sie das Projekt, mit den von ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln durchführen konnten. In dem 100 Einwohner zählenden Dörfchen Quantiga Velho fanden sie schliesslich den geeigneten Ort. Seither zahlen sie dort an die Bewohner monatlich ein Grundeinkommen aus. Von den Direktzahlungen die ReCivitas an die, etwas über 75 von 100 Bewohnern des Dörfchens auszahlt, profitiert das gesamte Dorf. Dies obwohl, es sich bei der monatlichen Zahlung, ledigliche um 30 Reais handelt. Ein Bewohner das Dorfes baute einen Hühnerstall und verkauft nun Eier an die anderen Bewohner des Dorfes, welche sich den Kauf mit dem Grundeinkommen nun leisten können. Einen Ausführlichen Bericht über das Projekt haben die Macher von iniative-grundeinkommen.ch, welche Bruna und Marcus während ihres Europa-Aufenthalts getroffen haben, online gestellt.
Die Bolsa Familia ist kein bedingungsloses Grundeinkommen
Hierzulande ist das Thema vom bedingungslosen Grundeinkommen erst in den letzten zwei drei Jahren bei einer breiteren Masse angekommen. In Brasilien ist das Grundeinkommen schon seit Anfang der 2000er ein, in der Verfassung geregeltes, Grundrecht — zumindest ansatzweise! Das Programm Bolsa Familia, ist ein in der Verfassung festgelegtes Recht auf ein bedingtes Bürgergeld. Es gewährleistet armen Familien ein geringes Einkommen. Über die Bolsa Família erhalten Familien 22 bis 200 Reais im Monat – je nach Anzahl Kinder. Das Monatseinkommen der Familie darf allerdings 140 Reis pro Monat nicht übersteigen. Und, das Einkommen, welches über das Programm Blosa Familia an die Familien ausgezahlt wird, ist an verschiedene Bedingungen gebunden.
Bolsa Familia ist also ein bedingtes Einkommen und geht im inhaltlich nicht so weit wie das bedingungslose Grundeinkommen. Im Sinne der Armutsbekämpfung ist es aber dennoch ein ambitioniertes Programm und ein Zustupf der Millionen von Brasilianer „knapp“ aus der absoluten Armut holt.
Spendenmöglichkeiten und weitere Informationen gibt es direkt auf der Homepage von ReCivitas